Liebe Bonsaifreunde,
mein Beispiel soll zeigen, welche
Regeln und Techniken angewendet werden können, um eine
Gruppenpflanzung dynamisch und ansprechend zu gestalten. Diese Regeln
können als Richtlinien betrachtet werden, deren Umsetzung keiner
dogmatischen Pflicht unterliegen sollte. Gemacht werden darf, was
gefällt. Es ist aber hilfreich, sich die Regeln und verschiedenen
Gedanken anzuschauen und einzuverleiben, da sich diese auch an
Naturbeobachtungen orientieren und an künstlerischen
Umsetzungsmaßnahmen, die
mit verschiedenen gestalterischen Effekten spielen können. Auch
deswegen wirken viele Bonsaiwälder so, dass sie die uns bekannte
unbeschreibliche Faszination ausüben.
Der Anfang zur Planung einer
Gruppenpflanzung besteht darin, sich über die Anzahl der Bäume zu
einigen, die in der Schale Platz finden sollen. Pflanzungen aus 3-7
Einzelbäumen sind für den Anfänger überschaubar und bieten die
Möglichkeit, alle zugrundeliegenden Regeln in übersichtlicher Weise
auszuprobieren und mit schnellem Erfolg umzusetzen. Es ist nämlich
gar nicht so, dass wir Bonsaigestalter geduldig sind, das Gegenteil
ist meist der Fall! Wer weiß, wie und warum etwas so ist wie es ist,
kommt schneller an Ziel. Die Regeln ausdehnen kann man dann immer
noch.
Wald- oder Gruppenpflanzungen werden in
sich in einzelne Gruppen unterteilt, Haupt- und Nebengruppen. Die
Hauptgruppe ist dort, wo auch der größte und dickste Baum vorkommt.
Die Abstände zwischen den Gruppen sollte größer sein als die der
Einzelbäume innerhalb der Gruppen. Gleiche Stammabstände sollten
vermieden werden. Ich habe festgestellt, das das manchmal gar nicht
so einfach ist. Die Bäume sollten eine unterschiedliche Größe
haben, dier Stammdurchmesser sollte proportional zur Höhe und dem
Gesamtbild ästhetisch passen. Dünne Bäume werden hinten, dickere
vorne platziert, dies gibt die gewünschte Tiefenwirkung. Bei vielen
Wäldern mit mehr Bäumen können auch vorne dünnere stehen, da am
Waldrand jüngere Pflanzen stehen. Äußere Bäume sind auch sehr oft
von der Wurzel an vom Wald weg und nach oben gebogen. Schaut Euch
zwischen Feldern einzelne Baumgruppen als Inspiration an und achtet
darauf.
Die Stämme sollten sich nicht
gegenseitig verdecken, niemals in der Vorderansicht, optimalerweise
kann das auch bei allen 4 Seitenansichten vermieden werden. Es kann
auch mal längeres Ausprobieren nötig sein, bis es klappt. Nicht
verzagen! Die Durchsicht ist abhängig von der Perspektive, Richtwert
ist hier Augenhöhe mit einer Armlänge Abstand, so schauen es sich
die meisten Leute an.
Die Äste können wie bei Einzelbäumen
angeordnet werden, mit der Zeit werden die Inneren wegen Lichtmangel
absterben. So kann man sich überlegen, diese gleich wegzunehmen oder
Bäume zu verwenden, die durch den vorherigen Standort sowieso
einseitig beastet sind. Wichtig sind die Äste und Zweige, welche
nach außen zeigen. Auch hier gilt, untere Äste lang und dick, obere
kurz und dünn. Kreuzungen der Äste zwischen verschiedenen Bäumen
sind hier nicht so sehr zu vermeiden wie bei Einzelbäumen. Bei
älteren Wälder muss auch ab und an ausgelichtet werde, damit der
Wald innen nicht allzu kahl wird.
Ich habe japanische Lärchen (Larix
kaempferi) ausgewählt, die ca. 3-4 Jahre alt sind und mich für eine
Gruppenpflanzung mit 5 Bäumen entschieden. So kann man 2 Gruppen
aufbauen, Haupt- und Nebengruppe: z.B. 2 Bäume links, 3 Bäume
rechts. Die Hauptgruppe ist die mit dem Hauptbaum.
Mein Hauptbaum soll den dicksten Stamm
haben und misst ca. 35 cm. Das ist, zusammen mit der Anzahl der
Bäume, meine Grundlage für die Auswahl der Schale, die ich
verwenden werde. Hier ist der Fantasie keine Grenzen gesetzt, es gibt
unterschiedlichste Ansätze zur Schalengröße und Form. Ich habe
mich für eine einfache, ovale Schale entschieden.
Ich habe mir 5 Bäume - mit
unterschiedlichen Größen und Stammdurchmessern - ausgesucht und sie
mit den Töpfen schon mal ungefähr so ausgerichtet, wie sie in die
Schale kommen könnten.
Bäume, die nur einseitig mit Ästen
ausgestattet sind, können so ausgerichtet werden, dass sie mit der
kahlen Stelle zum nächsten Baum fixiert werden. So braucht man auch
keine Bäume verschwenden, die als Einzelbaum in Frage kämen.

Hier ist ein Teil des
Ausgangsmaterials. Bei allen Lärchen habe ich die Wurzelballen
zurückgenommen. Um sie besser in die Schale zu bekommen. Hier
exemplarisch an 3 Lärchen gezeigt (eigentlich wollte ich eine 3er
Gruppe machen, aber habe festgestellt, dass die Schale zu klein war
und habe mir eine größere und noch 2 Bäume gesucht).
Jetzt können die Bäume zum
Ausprobieren in die Schale gesetzt, die Proportionen beobachtet und
die ersten perspektivischen Wirkungen erprobt werden.
Mein Ziel: Der Hauptbaum ist der größte
und dickste, weil der älteste, links und vorn davon ein etwas
kleinerer (75%), rechts dann die Bäume der Nebengruppen: der
niedrigste und dünnste für die Tiefe (55%), daneben und rechts
davor ein größerer zum Unterstützen der Tiefe (85%) und zum Rand
nach rechts hin etwa mittig ein mittlerer Baum (70%).
So ungefähr hätte ich das gerne,
jetzt kann ich die Bäume, die sehr eng zusammenstehen sollen, zuerst
zusammendrahten, dann den Rest. Und ich kann ich die Bäume ungefähr
so herausholen, wie ich sie eben platziert hatte, hat ja lange genug
gedauert.
Einfach Draht um die Wurzelballen
herumziehen und nach und nach festziehen, bis der gewünschte Abstand
feststeht. Nicht allzu fest zudrehen, sonst werden die zarten Wurzeln
zerquetscht!
Die Schale ist vorbereitet, Abdecknetze
sind fixiert und Draht zum Festbinden ist gelegt.
Jetzt noch kleine Schicht der
bevorzugten Erdmischung gleichmäßig verteilen:, danach wird der
Rohwald wieder rein gestellt, positioniert und fest gebunden.
Vorderansicht
Seitenasicht links
Ansicht Rückseite
Seitenasicht rechts
Ansicht von Oben
Zum Schluss wird mit Erdmischung
aufgefüllt, mit einem Stäbchen vorsichtig und locker eingearbeitet
bis nichts mehr nach unten nachrieselt und gegossen. Am Rand sollte
die Erde flach sein, um ein Gießen ohne Auslaufen sicherzustellen.
Um die Bäume herum kann ein Hügel gehäuft werden. Zwischen den
Bäumen machen unterschiedliche Höhen und kleine Vertiefungen das
Landschaftsbild komplett.
Jetzt kann noch nach Bedarf geschnitten
werden, da die Stellung der Bäume im großen und ganzen feststeht.
Kleinere Korrekturen können immer noch gemacht werden.
Das ist der fertige Rohwald. Der
Rückschnitt ist absichtlich so kurz gewählt. Mit der Zeit wird, bei
kontinuierlichem Rückschnitt, die Verzweigung dichter, die Lücke
geschlossen werden und das sollte den Gesamteindruck verstärken. Mit
der Zeit könnte an den Spitzen noch gearbeitet oder von Anfang an
anderes Rohmaterial gewählt werden. Der Hauptbaum könnte noch
gedreht werden, da er dem Linken in der Stellung sehr ähnelt und ihm
parallel folgt. Mir geht es oft so, dass ich lange an etwas arbeite
und dann am Ende feststelle, das dies und das noch
verbesserungswürdig ist. Das ist aber ein Lernprozess, der sehr viel
Spaß macht.
Ich habe noch eine kleine 3er Gruppe
fertig gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten will. Nun könnt Ihr
die Baumstellungen mal vergleichen.
Äste, die nach Innen wachsen und auf
gleicher Höhe mit gegenüberliegenden stehen habe ich geschnitten.
Hierbei lasse ich immer einen kleinen Zapfen stehen, oder breche sie
sogar ab, ich finde das wirkt authentischer, als alle am Stamm direkt
abzuschneiden.
Die "fertige"
Gruppenpflanzung:
Hoffentlich habe ich Euch einigermaßen
helfen können, ein bisschen zu verstehen, wie Gruppen aufgebaut sind
und wie man sie gestalten kann. Natürlich ist das nur ein Überblick
eines komplexen Themas.
Ich werde die Tage mal Photos von
fortgeschrittenen Waldpflanzungen zur Verfügung stellen, damit Ihr
seht, wie die Verzweigung zunehmen kann und das es nur am Anfang so
kahl aussieht.
Ich habe tolle Wälder gesehen, die aus
dem gleichen Rohmaterial gebildet wurden und richtig schön urig
aussehen.
Ich bitte um rege Kritik, das ist das
erste Mal, das ich einen virtuellen Workshop erstellt habe. Die
Bildqualität werde ich, falls Interesse an weiteren Themen besteht,
verbessern und versuchen, Anregungen oder Themenvorschläge von Euch
umzusetzen.
Na dann - ran an Euren ersten Wald!
Viel Spaß,
André
Mir hat der Workshop sehr geholfen, vielen Dank dafür! Vorallem deine Gedanken zu der Baumanordnung fand ich sehr interessant! Wie geht es dem Wald heute? Hast du vielleicht Lust die Entwicklung zu zeigen? Viele grüße
AntwortenLöschenHallo, freut mich dass ich helfen konnte :)
LöschenDer Wald wurde aber unmittelbar nach der Gestaltung verkauft, hatte den als Übung gemacht.
Nächstes Jahr aber mache ich mir selbst einen, dann gibt´s auch eine Dokumentation der Entwicklung über die Jahre..