Sonntag, 18. August 2013

(Update) Ficus microcarpa, Wurzeln über Fels

Gestern habe ich meine Lorbeerfeige neu gedrahtet. Bei der Erstgestaltung, siehe hier, hatte ich zuviele Äste belassen, was ein wirres Erscheinungsbild ergeben hatte. Dann habe ich versucht, mich auf´s Wesentliche zu konzentrieren und noch viele Äste entfernt. Ich glaube, das war die richtige Entscheidung. Nun kommen die Verjüngung und die Bewegung des Baumes besser zur Geltung.

Vor einigen Monaten hatte ich den alten Draht von meiner ersten Gestaltung abgenommen, da die Äste begannen, den Draht zu umwallen. Nicht alle Äste blieben in der Position, die ich vorgegeben hatte, dazu war der Draht noch nicht lange genug am Baum verblieben. Ich hatte den Baum aber erst einmal in Ruhe gelassen und den Wuchs nur mit der Schere im Zaum gehalten.

Die Äste fingen an, sich wieder nach oben hin auszurichten, also war eine neue Positionierung nötig. Der Baum ist gesund, also machte ich mich an die Arbeit.

Gedrahtet wurde wie immer von unten nach oben, beginnend von den dicken Ästen hin zu den dünneren.

Ich positionierte die Äste so, das sich die entstandenen Lücken wieder füllen und gab ihnen eine interessantere Bewegung.



Die Spitze wurde neu ausgerichtet, ganz zufrieden bin ich noch nicht. Sie wurde in einem Bogen nach links gestaltet um die Rechtsbewegung des Baumes auszugleichen und sie im Lot zum Wurzelansatz hin auszurichten.

Die oberen Äste wurden auch neu angeordnet, links, hinten und rechts. Der linke Ast wurde nach unten gebracht, um die Lücke über dem linken Ast zu schließen.
Der letze Ast geht nach vorne und der dort entstehende Neuaustrieb wird als neue Spitze definiert.
Die Krone soll noch ein wenig kompakter werden, ob die jetzige Höhe beibehalten wird, weiß ich noch nicht. Aber eigentlich stimmt die Gesamthöhe ja.














 


Der Baum wurde aus einem Steckling gezogen und von Anfang an auf den Stein gesetzt, so dass sich die Wurzeln über die Jahre hinweg daran angepasst haben. Leider wurde auf die Wurzelentwicklung nicht in dem Maße geachtet, wie ich es mir wünschen würde. Sieht irgendwie plump und grob aus. Eine Möglichkeit wäre, Stecklinge zu ziehen und diese als Wurzelpfropflinge zu verwenden, damit ich einen feineren Wurzelansatz schaffen kann, der den Stein besser umschließt.


Im Herbst wird der Baum umgetopft und die Wurzeln bearbeitet. Vielleicht kann ich dann durch Drahten die untere, dicke Wurzel mehr in die Senkrechte bringen.


 Das vorläufige Endergebnis. Die Reduzierung der Äste auf ein Minimum und das Herausarbeiten einer klar definierten Spitze und Stammlinie hat dem Baum meines Erachtens nach aufgewertet. Bei der Erstgestaltung gab es keine klare Linie, der Gesamteindruck war zu chaotisch.









Ich freue mich schon auf den neuen Zuwachs und eine feinere Verzweigung.
Ich weiß noch nicht, ob ich ihn im Herbst in einen schöne Schale setze, wenn ich aber den Wurzelansatz noch mit Stecklingen pfropfen sollte wäre das unsinnig. Umtopfen muss ich aber sowieso, vielleicht finde ich ja eine akzeptable Zwischenlösung.



Sonntag, 4. August 2013

Gestaltung einer Feldulme (Ulmus minor)

Letzte Woche habe ich mir diese Feldulme (Ulmus minor) zugelegt. Mein Ziel ist, die Form im Allgemeinen zu verändern und damit ein harmonischeres Gesamtbild zu erreichen. Der Wurzelansatz ist akzeptabel, eine Verjüngung von der Basis zur Spitze ist vorhanden. Der Baum hat einen Doppelstamm, was ich ganz interessant finde, jedoch ist der Nebenstamm an der Spitze zu dick, so daß ich Ihn in der Höhe reduzieren werde. Auch steht er in der Länge in Konkurenz mit dem Hauptstamm und erzeugt eine Symmetrie, die ich vermeiden möchte. Die Äste sind durch unordnungsgemäßen Rückschnitt zu lang geworden, damit ist die Form aus dem Konzept geraten: Oben und nach hinten geht der Baum zu sehr in die Breite, die Äste und Zweige wachsen ungeordnet - das stört den Gesamteindruck.








Diese Detailaufnahmen zeigen einige Äste, die zu lang geworden sind, es ist keine Verzweigung und schöne Verjüngung vorhanden, die Blätter sind zu weit außen. Das kann durch drastischen Rückschnitt verbessert werden: der neue Austrieb wird dann zum Neuaufbau verwendet.

Momentan ist es Anfang August, so daß ich diesen Schritt erst im Winter angehen werde. Der Baum hat für sein Gesamtverhältnis wenig Laub, ein Zurückschneiden aller Äste hätte den vollständigen Verlust zur Folge. So stehen ihm weniger Blätter zur Energiegewinnung zur Verfügung. Da sich die Pflanze nun für den Winter vorbereitet und Nähstoffe anspart, wäre dies ein Risiko für das Überleben im Winter. Persönlich glaube ich auch, daß der Baum nach dem Rückschnitt jetzt noch auf die Idee kommt, einen neuen Austrieb zu produzieren, was einen Verbrauch an Energie zur Folge hätte, die er für den Winter und Frühling brauchen wird.

Deswegen mache ich nur eine kleine Grundgestaltung, um mir die spätere Form zu besser vorstellen zu können.











Der Nebenstamm wird in der Länge reduziert, um auf lange sicht eine bessere Verjüngung zu erreichen, die der angestrebten Höhe gerecht werden kann. Auf der Rückseite des Stammes befindet sich ein Ast, den ich für die Tiefenwirkung benutzen werde, der Ast darüber wird später mit Draht zur neuen Spitze geformt.



























Für die neue Grundgestaltung habe ich einige Äste gedrahtet und dann neu geformt. Da er wenige Blätter hat, ist das auch mit Laub gut möglich. Da um diese Jahreszeit noch Dickenwachstum stattfindet, werde ich die Drähte regelmäßig kontrollieren, und den Draht abnehmen, bevor die Äste zu dick werden, damit keine Drahtnarben entstehen.

Dieser Ast hat keinerlei Bewegung, er ist zu lang und gerade, keine Verzweigung, keine Verjüngung.










Das vorläufige Ergebnis. Der Wurzelansatz kommt bei dieser Ansicht meiner Meinung nach am Besten zur Geltung. Nächsten Winter wird der Baum zurück geschnitten und dann in der darauf folgenden Wintersaison wird der neue Austrieb gedrahtet. Dann geht es an die Entwicklung der Verzweigung. In der Zukunft wird der Baum noch einiges an Volumen zunehmen.

Um die Neigung muss ich mir auch noch Gedanken machen, momentan lehnt sich der Baum zu sehr nach rechts, was ich beim nächsten Umtopfen korrigieren werde. Eine leichte Anhebung nach links wird die Kippwirkung ausgleichen.


Ich halte Euch auf dem Laufenden. Momentan ist der Baum immer noch zu unstrukturiert, aber die Umrisse der Krone ist erkennbar. Mal schauen, was ich daraus in Zukunft machen kann.

Früher hätte ich den Baum jetzt schon radikal zurückgeschnitten. Ich bin froh erkannt zu haben, daß man unbedingt mit den Jahreszeiten arbeiten muss, um lange Freude an den Bäumen zu haben. Es ist nicht sinnvoll, schnelle Ergebnisse zu produzieren, um dann über Jahre mit geschwächten Pflanzen zu arbeiten und sich ständig Sorge um deren Überleben machen zu müssen. Oder gar Pflanzen zu verlieren, weil die Geduld gefehlt hat. Ich freue mich einfach auf den Winter und plane vorraus, was dann an Arbeit ansteht.